Grüsse von Oskar/Felino

Liebe Frau Pauli
 
Ob ich mir das so vorgestellt hattte, dass das mit Oskar so gut läuft? Ich hoffte es natürlich sehr, weil ich bis jetzt immer harmonische Tierfamilien hatte. Aber dass so schnell eine herzallerliebste Beziehung zwischen Oskar und Frida entsteht, das hätte ich auch nicht zu hoffen gewagt.
Frida ist allerdings auch eine ungemein gute „Integrationsfigur“. Sie begleitet mich auch zur Arbeit, ich bin Lehrerin auf der Sekundarstufe, ich arbeite vor allem mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund – und Frida ist da eine unglaubliche Hilfe im Alltag für alle Beteiligten. Zudem begleite ich vom Roten Kreuz eine Familie aus Eritrea und auch da ist Frida vor allem für die Kinder auf dem Spielplatz eine wichtiger Bestandteil der Integration. Und jetzt ist sie für Oskar wirklich wie ein Mami, sie sorgt für ihn, wäscht ihn und lässt sich unglaublich viel von dem kleinen Racker gefallen. Ja, es stimmt, da geht einem das Herz auf.
Und Lisettli? Die grosse Liebe ist es noch nicht zwischen den beiden Samtpfoten, aber sie respektieren sich und beiden geht es sehr gut dabei. Lisettli mag es einfach gar, gar nicht, wenn Oskar so richtig „katermässig“ mit ihr raufen will. Aber das übernimmt ja eben Frida – und ich natürlich. Lisettli ist allgemein einfach ganz extrem auf mich bezogen, mittlerweile klappt es zum Glück auch mit meinem Partner gut, der eine unglaubliche Geduld hat. Lisettli hat eben auch eine sehr unglückliche Geschichte. Ich habe sie im Alter von drei Jahren aus einer Messifamilie zu uns geholt kurz bevor sie ins Tierheim abgegeben worden wäre. Sie wurde einfach auf einem ganz kleinen Balkon gehalten- ich fürchte manchmal auch geschlagen. Wenn ich zu Hause bin und sie mich nicht sieht oder ich eine Türe schliesse, mauzt sie , dass es einem das Herz zerreisst. Für sie war der verstorbene Kater Moritz ein Glück, auch er war ein Findelkind und ich sage immer, er hätte den Friedensnobelpreis verdient gehabt. Er nahm alle tierischen Mitbewohner immer mit Liebe und Weisheit auf: von einer Krähe über Igel bis zu einer Fledermaus. Auch Frida war nicht „geplant“, aber Moritz hat auch sie mit einer Selbstverständlichkeit bei uns aufgenommen, die staunen lässt. Und so war es auch bei Lisettli, er hat ihr Ruhe und Sicherheit vermittelt, ich glaube er fehlt ihr manchmal auch noch, Trauer braucht eben Zeit. Und ansonsten hängt sie eben fast dauernd an mir, auf mir – ein ganz, ganz liebes Wesen.
Sie sehen also, Oskar/Felino passt so wunderbar, es könnte besser nicht sein. Er ist süss, zärtlich, anhänglich, verspielt und hat so viel Humor, wir lachen sehr oft über ihn, aber ich habe das Gefühl auch mit ihm. Die einzige Macke, die er hat, die aber auch für viele Lacher sorgt, ist seine unglaubliche Verfressenheit. Er ist ganz extrem gierig, nichts ist vor ihm sicher – aber selbst da zeigt sich Frida von ihrer grosszügigen Seite. Der erste Bissen aus ihrem Napf überlässt sie immer bereitwillig ihrem kleinen „Ziehsohn“. Ich gebe zu, dass ich da weit weniger grosszügig bin, wenn er es auf unser Müesli, den Kuchen, das Brot ….. abgesehen hat!
 
Langweilig wird es uns also nicht und ich bin sehr dankbar, dass Oskar nun Teil unserer Familie ist, besser hätte es wirklich nicht laufen können!!!
 
Liebe Grüsse aus Liestal
Judith Burkhart